Aufruf zur Einreichung von Interessensbekundungen
Für Anfang 2026 ist ein Themenheft zu „Urbaner Hydrogeologie“ in der Zeitschrift Grundwasser geplant.
Am Ende des Jahrzehnts werden mehr als 60 % der Weltbevölkerung in Städten leben; ebenso trägt u. a. der Klimawandel zur Wasserressourcenverknappung in quantitativer und auch qualitativer Hinsicht bei. Die „Urbane Hydrogeologie“ muss sich vor diesem Hintergrund mit einer Vielzahl an damit einhergehenden Herausforderungen auseinandersetzen, wie z. B. fortschreitender Grundwasserverschmutzung und mengenmäßiger Übernutzung. Zugleich bestehen aber auch vielfältige Chancen für eine nachhaltige Wasser- und Wärmenutzung und eine multifunktionale Stadtplanung – diese Chancen müssen erkannt und umgesetzt werden.
Die urbanen Grundwasserleiter, aber auch der urbane unterirdische Raum als Ganzes, gelten als besonders vulnerabel und sind zugleich einer Vielzahl an Stressoren ausgesetzt. Die Umsetzung von Bewirtschaftungskonzepten (z. B. Geothermie und Nutzung von Grundwasser als Energiequelle, Regenwasserbewirtschaftung und Schwammstadt), die aktive Sanierung kontaminierter Standorte (v. a. auch im Zusammenhang mit einer Wiederherstellung und Sicherung der Trinkwasserqualität) und die bauliche Entwicklung unterirdischer Infrastrukturen (z. B. Tunnelbauwerke) stellen erhebliche Eingriffe dar. Derartige Eingriffe werden häufig pragmatisch durch ingenieurstechnische Maßnahmen umgesetzt, deren – zumeist eher kurzfristige – Zielsetzungen nicht immer mit einer nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung im Einklang stehen. In vielen Fällen werden andere Nutzungen des urbanen Untergrundes und die Erhaltung des natürlichen Zustandes nur insoweit berücksichtigt, als dies durch Vorschriften vorgeschrieben ist. Bestehende Gesetze und Verordnungen widersprechen sich hier aber z. T. erheblich und bedürfen dringend einer Überarbeitung und Harmonisierung. Konzepte für eine nachhaltige Nutzung und den langfristigen Schutz des urbanen Untergrundes existieren kaum oder besitzen nur eine regional sehr begrenzte Gültigkeit. All dies kann längerfristig zu nachteiligen Entwicklungen der Untergrundressourcen beitragen – und schließt z. B. Änderungen des Grundwasserströmungsregimes und des thermischen Haushaltes (urbane Wärmeinsel-Effekte) sowie eine Verschärfung von Nutzungskonflikten mit ein. Die kritische Diskussion über künftige Zielsetzungen der unterirdischen Bewirtschaftungs- und Raumplanung hat gerade erst begonnen.
Die modernen Geo- und Hydrowissenschaften können und müssen hier einen wichtigen Beitrag leisten, wenn es darum geht, Lösungen für die nachhaltige Nutzung der Ressourcen im urbanen Umfeld zu finden und gleichzeitig die gegebenen Chancen aktiv zu nutzen. In diesem Zusammenhang wird es beispielsweise erforderlich sein, alternative Ansätze für eine adaptive Bewirtschaftungspraxis zu entwickeln.
In diesem Themenheft „Urbane Hydrogeologie“ soll die Breite und Komplexität der mannigfaltigen Interaktionen im urbanen Untergrund adressiert werden. Willkommen sind Konzepte und Lösungsansätze für eine problemorientierte Entwicklung von Optimierungsstrategien. Solche Strategien sollten idealerweise die Auswirkungen auf urbane Untergrundressourcen berücksichtigen, wie z. B. die Entwicklung von nachhaltiger Infrastruktur bei gleichzeitiger Nutzung des Grundwassers und der geothermischen Potenziale im Untergrund. Ebenfalls können zudem die mit dem Klimawandel und dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen angesprochen werden; auch eine kritische Auseinandersetzung mit z. B. Schwammstadtkonzepten kann erfolgen. Sowohl den Blickwinkeln der Wissenschaft und der Politik als auch den Herausforderungen der Praxis, wird Raum gegeben. Daher sind Beiträge zum aktuellen Forschungsstand wie auch Fallstudien zur praktischen Umsetzung gleichermaßen willkommen. Ebenso können Diskussionen zur Rechtslage, zu Richtlinien und Normen und damit einhergehenden offenen Fragen und Widersprüchen geführt werden. Wir ermutigen außerdem dazu, innovative Messtechniken, numerische und datengetriebene Modellierungsansätze auf verschiedenen räumlich-zeitlichen Skalen und fortgeschrittene Methodenentwicklungen vorzustellen, um die Breite und Komplexität der urbanen Hydrogeologie vollumfänglich widerzugeben.
Wichtige Termine und Informationen:
- Interessensbekundungen mit vorläufigem Titel und Kurzfassung bis Ende März 2025 an die Gasteditoren
- Einreichung der Manuskripte bis 02. Juni 2025
- Bis Anfang November müssen die Manuskripte abschließend überarbeitet und zur Publikation akzeptiert sein
- Veröffentlichung des Themenheftes im März 2026 (Heft 1/2026)
- Richtlinien für Autoren: https://link.springer.com/journal/767
Gasteditoren/Kontakt
PD Dr. Jannis Epting und Dr.-Ing. Martin Binder
Angewandte und Umweltgeologie, Hydrogeologie, Departement Umweltwissenschaften
Universität Basel
Basel, Schweiz
Jannis.Epting@unibas.ch
martin.binder@unibas.ch